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SPINNERIN - a female narrative - Julia Lacherstorfer

Wann: Donnerstag 05.11.2020 20:00 - 22:30
Typ: Allgemein Intern
Ort: Klang-Film-Theater Schladming
Teilnehmer:

SPINNERIN - a female narrative - Julia Lacherstorfer

 
SPINNERIN

Wer alle Fäden in der Hand hält, hat sein Leben im Griff – verliert man hingegen den Faden, gerät der Erzählfluss ins Stocken. Derartige Redewendungen verweisen auf ein altes, ursprünglich ausschließlich von Frauen ausgeführtes Handwerk – nämlich jenes, des Spinnens. Während verheiratete Frauen dieser Tätigkeit in ihrem eigenen Zuhause nachgingen, trafen sich die Unverheirateten in sogenannten Spinnstuben, um gemeinsam der Handarbeit nachzugehen.

Schon seit Kindheitsbeinen an flechten sich in Julia Lacherstorfers Leben vielfältige Musikerfahrungen in die Selbstverständlichkeit des Alltäglichen. Im Haus der Lacherstorfers im Oberösterreichischen Traunviertel werden seltsam anmutende Klänge, wie das Schnarren der Drehleier des Vaters, das Klackern des Spinnrades der Mutter oder das aus dem Obergeschoss dringende Akkordeonspiel des Großvaters  schnell zu vertrauten Klängen und Geräuschen, die Julias Kinderohren prägen. Beide Elternteile sind volksmusikantisch aktiv, weshalb sowohl der Tanzboden, als auch die Bühne zu vertrautem Terrain zählen. Aber nicht nur die heimischen Traditionen sind in den Alltag der Familie verwoben – auch der Austausch mit anderen Musikgruppen wird über Landesgrenzen hinweg gepflegt. In der schier unerschöpflichen Plattensammlung des Vaters offenbart sich der kleinen Julia ein musikalisch reichhaltiger und vielfältiger Kosmos, den sie sich nach und nach zu eigen macht. Auf den jährlich stattfindenden Musikant*innenwochen entpuppt sich schließlich die Geige als bevorzugtes Instrument und Ventil ihres kreativen Ausdrucks.

Bis heute schöpft Julia Lacherstorfer Kraft und Inspiration aus den musikalischen Erfahrungen ihrer Kindheit und der volksmusikalischen Tradition ihrer Heimatregion, ohne dabei den Sinn für Gegenwärtiges zu verlieren. Die Unmittelbarkeit und das freie Spiel des Musikant*innentums findet sie später in der improvisierten Musik  eher wieder, als in der klassischen, sogenannten E-Musik. Nach einem Schulmusik-Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, setzt die in jungen Jahren schon  sehr bühnenerfahrene Musikerin deshalb ihren Ausbildungsweg donauaufwärts an der Anton Bruckner Universität in Linz im Fach Jazz und improvisierter Musik fort.

 

„Wenn das Rückgrat der Tradition freigelegt ist, beginnt Julia Lacherstorfer, eine neue Volksmusikwelt zu schaffen. Gekratzt muss vorher werden und geschürft. {…} Flächen werden aufgerissen, Sounds geschaffen, die elegant fliegen wie Adler in einem Naturfilm. Immer geht es um Raum, jenen Raum, den eine alte, zigfach gehörte Musik braucht, um frische Luft zu bekommen. Und es ist auch der Raum, in dem Musiker sich intensiv auf die Suche machen können nach neuer Sprache, neuer Form, die zwar auf dem starken Rücken der Tradition ruht, aber eben doch in der Gegenwart lebt und in die Zukunft weist.{…} Mit der 28-jährigen Julia Lacherstorfer als einer derzeit zentralen Figur tritt eine rund zwanzig Jahre jüngere Generation an. Sie trifft auf eine Offenheit im künstlerischen Umgang mit alpenländischer Musiktradition, die in den 1980er-Jahren noch nicht existiert hat. Diese Generation muss weniger Kämpfe ausfechten, kann sich stattdessen eines so intellektuellen wie gefühlvollen Umgangs mit der Musik annehmen, um diese Kultur in neue ästhetische Freiräume zu führen. {…} Bernhard FLIEHER | Salzburger Nachrichten

 

Eintritt: € 20,- / KFT-Mitglieder € 18,-